Kanton Basel-Landschaft - Häusliche Gewalt hat zugenommen
31.03.2021 | 09:54
Die Polizei Basel-Landschaft informierte am Mittwoch, 31. März 2021, im Rahmen einer Online-Medienkonferenz über ihre Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik 2020.
Das Berichtsjahr stand auch bei der Polizei ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Durchsetzung und Kontrolle der Corona-Massnahmen generierte für die Polizei Basel-Landschaft einen hohen personellen Aufwand. Die Einbruchdiebstähle erreichten einen historischen Tiefstand, während die Gewaltdelikte und die Jugendkriminalität weiter anstiegen. Die Zahl der Verkehrsunfälle war rückläufig.
Für Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer haben Corona und die damit verbundenen Restriktionen das kriminelle Verhalten generell geprägt. Einerseits nahmen Cyberangriffe zu, weil die Menschen vermehrt online waren. Andrerseits nahmen die Einbruchsdiebstähle nochmals ab, weil die Menschen wegen Home Office vermehrt zu Hause waren. «Corona hat uns alle im vergangenen Jahr sehr gefordert.» Besonders die Zunahme häuslicher Gewalt gelte es im Auge zu behalten. Doch: «Trotz aller Zusatzbelastungen gehört der Kanton Basel-Landschaft weiter zu den sichersten Kantonen der Schweiz», lobte die Sicherheitsdirektorin die Polizei.
Die Polizeiarbeit war im Berichtsjahr stark von der Corona-Pandemie geprägt, erklärte auch Kommandant Mark Burkhard an der Online-Statistik-Medienkonferenz vom 31. März 2021. Neben teilweise wesentlich grösseren Volumina bei den bestehenden Aufgaben wie der Bearbeitung von Notrufen und Anzeigen mussten zahlreiche zusätzliche Aufgaben bewältigt werden. «Es galt, die ständig wechselnden Corona-Bestimmungen des Bundes und des Kantons bürgerfreundlich umzusetzen», so Mark Burkhard. Dieser Aufwand, welcher in der Regel nicht durch einen strafrechtlichen Tatbestand in einer Statistik erfasst wird, sei nicht zu unterschätzen.
Kriminalitätsbelastung im Baselbiet nach wie vor unter dem Landesdurchschnitt
Die Anzahl polizeilich erfasster Straftaten hat im Jahre 2020 im Kanton Basel-Landschaft im Vergleich zum Vorjahr um 3% (343 Fälle) zugenommen. Insgesamt wurden 11'937 (im Vorjahr 11'594) Straftaten erfasst. 88 (i.V. 90) % aller Delikte richteten sich gegen Bestimmungen des Strafgesetzbuches, wobei 70 (i.V. 72) % dieser Delikte gegen das Vermögen erfolgten. Diebstähle machten dabei den überwiegenden Teil aus. 9% der erfassten Straftaten erfolgten gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die polizeiliche Aufklärungsrate liegt insgesamt bei 40 (i.V. 38) %. Während die Anzahl der Verstösse gegen das Strafgesetzbuch gesamtschweizerisch um über 2% abgenommen hat, nahm sie im Kanton Basel-Landschaft leicht zu (+1%). «Die Kriminalitätshäufigkeit („Belastung“) hat sich entsprechend erhöht, wobei Basel-Landschaft mit 36 Straftaten pro 1‘000 Einwohnern (unverändert) nach wie vor deutlich unter dem Landesdurchschnitt (49) liegt und zu den sichersten Kantonen zählt», so Martin Grob, Chef Kriminalpolizei.
Gewaltdelikte und Häusliche Gewalt haben weiter zugenommen
Gewaltstraftaten nahmen um 11 (i.V. 6) % zu, wobei die Zunahme zu einem grossen Teil auf minderschwere Delikte wie Drohungen und einfache Körperverletzungen zurückzuführen war. Vergewaltigungen (16, i.V. 13) nahmen leicht, sexuelle Nötigungen (20, i.V. 7) aufgrund der neuen Erfassungsmethode (Ausgangsdatum) überdurchschnittlich zu, bewegten sich aber nach wie vor um die langjährigen Mittelwerte. Die Anzahl Raubdelikte war praktisch unverändert (24, i.V. 25 Fälle). 84 (i.V. 83) % der einer Gewaltstraftat verdächtigten Personen waren männlich.
Polizeiliche Interventionen im Rahmen von häuslicher Gewalt nahmen wiederum zu (710, i.V. 680), wobei sich statistisch kein eindeutiger Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erkennen lässt. Die Anzahl erfasster Delikte nahm um 14% zu (378, i.V. 332 Fälle). In 67 (i.V. 65) % der Fälle handelte es sich dabei um Tätlichkeiten, Drohungen und Beschimpfungen. Durch die Polizei ausgesprochene Wegweisungen gewaltausübender Personen nahmen um 21% zu (94, i.V. 78 Personen).
Erstmals weist die Polizeiliche Kriminalstatistik PKS im Jahre 2020 Zahlen zur Cyberkriminalität aus. Diese zeigen ein klares Schwergewicht im Bereich der Vermögensdelinquenz. Naturgemäss wird die Entwicklung erst in den Folgejahren beurteilt werden können.
Betäubungsmittelkriminalität bei Jugendlichen angestiegen
Die Beurteilung der Jugendkriminalität ist immer mit Unsicherheiten belastet, kann doch nur bei geklärten Delikten das Alter der Tatverdächtigen mit Sicherheit festgestellt werden. Ausserdem werden Delikte, die Jugendliche aus dem Kanton Basel-Landschaft in anderen Kantonen begehen, statistisch dort erfasst, während nach dem im Jugendstrafrecht geltenden Wohnortsprinzip die Jugendanwaltschaft Basel-Landschaft zuständig ist. Die polizeilich in Basel-Landschaft erfassten Delikte gegen das StGB durch jugendliche Tatverdächtige stiegen um 4 (i.V. -2) %. Deutlich stärker (+33%) stieg die Anzahl der 15- bis 19-jährigen Tatverdächtigen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität.
Einbruchdiebstähle auf historischem Tiefstand
Einbrüche nahmen erneut ab, nämlich um 75 Fälle (-9%). Wiederum waren vorwiegend Wohnobjekte (60, i.V. 62%) betroffen. Hier trug die Home-Office-Pflicht wohl auch ihren Teil zur Abnahme der Einbruchdiebstähle bei. Die Aufklärungsrate bei den Einbruchdiebstählen konnte verbessert werden (18, i.V. 16%).
*Weniger Verkehrsunfälle *
2020 wurden im Kanton Basel-Landschaft 926 Verkehrsunfälle polizeilich registriert, d.h. 104 Verkehrsunfälle (-10%) weniger als im Vorjahr. Erfreulicherweise nahm die Gesamtzahl der Verunfallten gegenüber dem Vorjahr um 32 auf 527 Personen (-6%) ab.
64% der Verkehrsunfälle ereigneten sich innerorts, 18% auf den Hochleistungsstrassen und 18% auf den übrigen Ausserortsstrecken. Hauptunfalltypen waren mit 344 Fällen (37%) die Schleuder- und Selbstunfälle, gefolgt von den Einbiege- und Abbiegeunfällen mit gesamthaft 192 Fällen (21%) sowie den Auffahrunfällen mit 164 Fällen (18%). Diese Unfalltypen machten drei Viertel aller Verkehrsunfälle aus. Die häufigsten Ursachenuntergruppen waren Fahrbewegungen (20%), Unaufmerksamkeit und Ablenkung (19%), Missachten des Vortrittsrechts (16%), Geschwindigkeit (14%) sowie Zustand des Lenkers bzw. Fussgängers (12%).
«Die Auswertung der Unfallzahlen zeigt unmissverständlich, dass die Hauptursachen bei Verkehrsunfällen bei den Fahrzeuglenkenden liegen», so Bernhard Baumgartner, Chef Verkehrspolizei a. i. «Insbesondere haben wir festgestellt, dass Unfälle mit Fahrrädern, E-Bikes und Mofas knapp 60 % der Unfälle mit Zweirädern ausmachen. Deshalb fokussieren wir dieses Jahr unsere Präventions- und Kontrollanstrengungen auf den Langsamverkehr».