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Zürich - Zootiergerüche für Spürhunde

Tierpfleger Marco Brunner macht bei einer Netzgiraffe einen Abrieb für eine Geruchsprobe (Bildquelle: Zoo Zürich)

Der Zoo Zürich hat der Eidgenössischen Zollverwaltung Geruchsproben von über dreissig Tierarten geliefert. Sie kommen in der Ausbildung der Zollspürhunde zum Einsatz.

Der Zoo zürich unterstützt die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) bei ihrer Arbeit zur Artenschutzkontrolle. Hierzu haben die Tierpflegerinnen und Tierpfleger in den vergangenen Wochen bei über dreissig Tierarten im Zoo Geruchsproben gesammelt, in Form von Haaren, Federn, Schuppen, Stacheln, Reptilienhäuten, Eiern oder Abrieben. Letzteres ist ein Tuch mit dem Geruch des Tieres. Der Abrieb entsteht entweder, indem die Tierpflegenden das Tier mit dem Tuch berühren (z.B. die Giraffen), oder indem sie den Tieren das Tuch für kurze Zeit zum Spielen geben (z.B. Raubkatzen und Menschenaffen).

Stoff für Spürnasen

Die Geruchsproben verwendet die EZV zur Ausbildung ihrer Spürhunde. Dank ihres hochentwickelten Geruchssinns können die Hunde nach der Grundausbildung mit den Proben nicht nur die erlernten Tierarten erkennen, sondern auch artenähnliche Gerüche davon. Ist ein Spürhund zum Beispiel auf den Geruch von Antilopenhaaren trainiert, erschnüffelt er auch ein Halstuch, das aus Shahtoosh gefertigt ist – also aus den Haaren der geschützten Tibetantilope. Herstellung und Handel mit dieser Wolle sind illegal.

Die EZV trainiert ihre Spürhunde dabei nach dem gleichen Prinzip, wie auch der Zoo Zürich mit seinen Tieren arbeitet: über positive Bestärkung. Schnuppert der Hund am Geruch, den er später anzeigen soll, wird er belohnt (positiv bestärkt). Durch die Belohnung entsteht für den Hund eine grosse Motivation, diesen Geruch wieder zu finden – im Ernstfall also zum Beispiel bei einer Gepäckkontrolle am Flughafen.

Tierpflegerin Doris Heimgartner macht bei den Sumatra-Orang-Utans einen Abrieb für eine Geruchsprobe (Bildquelle: Zoo Zürich)

Geschützte tiere aufspüren

Mit ihren Spürhunden überwacht die EZV am Flughafen, an Frachtterminals aber auch bei der Post und bei grossen Speditionsfirmen die Einhaltung des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES. Dieses reglementiert, ob und wie geschützte Tier- und Pflanzenarten oder Produkte davon international gehandelt werden dürfen.

Entdecken die Spürhunde CITES-relevante Tiere, Pflanzen oder Produkte davon, kontrolliert die EZV, ob die nötigen Dokumente vorhanden sind. Andernfalls beschlagnahmt sie die Funde und meldet diese dem grenztierärztlichen Dienst. Dieser entscheidet dann, wie es weitergeht. Handelt es sich um lebende Tiere, ist es gut möglich, dass diese (vorübergehend) in den Zoo Zürich gebracht werden.

Eine Hauptaufgabe des Zoos

«Der Artenschutz ist einer der Grundaufgaben eines modernen Zoos», sagt Zoodirektor Severin Dressen. «Die Unterstützung der Zollverwaltung mit Geruchsproben ist ein Puzzleteil davon.»

Ein anderes Puzzleteil in der Artenschutztätigkeit ist die Erhaltungszucht bedrohter Tierarten im Zoo. «Im besten Fall können wir im Zoo nachgezüchtete Tiere am Ende wieder der Natur übergeben», sagt Severin Dressen. Aktuell ist dies zum Beispiel beim Waldrapp der Fall, wo im Zoo geborene Tiere in Auswilderungsprojekte gehen.

Das gelingt allerdings nur, wenn der natürliche Lebensraum der Tiere überhaupt noch vorhanden und ausreichend intakt ist. Artenschutz funktioniert deshalb nur, wenn gleichzeitig auch die Natur geschützt wird.