Nidwalden

Mordfall Stansstad NW in TV-Sendung "Aktenzeichen XY"

Das Opfer Emiliya Emilova
Das Opfer Emiliya Emilova (Bildquelle: Kantonspolizei Nidwalden)

2014 wurde eine Frau in Stansstad ermordet, doch die Täterschaft blieb bis heute unbekannt. Jetzt hofft man auf Hinweise in «Aktenzeichen XY».

Die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft Nidwalden erhoffen sich neue Hinweise zu einem Mordfall, der sich im Herbst 2014 zugetragen und bis jetzt nicht gelöst werden konnte.

Sie wenden hierzu Kriminaltechniken an und setzen auf eine gezielte Öffentlichkeitsfahndung mit Hilfe der TV-Sendung «Aktenzeichen XY… ungelöst». Der Beitrag wird am 26. März 2025 um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Für entscheidende Hinweise winkt eine Belohnung.

Vor etwas mehr als zehn Jahren, am Morgen des 21. September 2014, wurde in Stansstad ein grausiger Fund gemacht.

Im Vierwaldstättersee direkt am Ufer trieb eine weibliche Leiche. Aufgrund der Umstände am Fundort war rasch klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handeln musste. Das Opfer wurde als Emiliya Emilova identifiziert. Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte der Mord an der 36- jährigen Frau aus Bulgarien bisher nicht aufgeklärt werden.

Nun rollen die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft Nidwalden den Fall neu auf und haben dafür eine Sonderkommission eingesetzt, wie sie heute an einer Medienkonferenz bekannt gegeben haben.

Das Opfer
Das Opfer (Bildquelle: Kantonspolizei Nidwalden)

«In der jüngeren Vergangenheit hat es in Nidwalden keinen vergleichbaren Fall gegeben. Wir wollen nichts unversucht lassen, die Täterschaft doch noch zu überführen, und so den Angehörigen des Opfers Gerechtigkeit zu verschaffen», hält Alexandre Vonwil, verfahrensleitender Staatsanwalt, fest. Das Opfer hat aus einer früheren Beziehung zwei Söhne, die heute 22 und 25 Jahre alt sind.

Dank erweiterten Möglichkeiten in der Kriminaltechnik besteht die Hoffnung, zu neuen Indizien zu gelangen. So werden auch Forensiker und Rechtsmediziner eingeschaltet, um die Spuren von damals neu auszuwerten. Zudem hat sich die Sonderkommission nochmals durch rund 5'000 Seiten Verfahrensakten gearbeitet.

Ein weiterer Aspekt ist der Zeitfaktor. «Es ist möglich, dass sich das soziale Milieu und das Lebensumfeld von Zeugen und Auskunftspersonen inzwischen verändert haben. Frühere Beziehungen oder finanzielle Abhängigkeiten, die sie damals womöglich an einer Aussage hinderten, könnten inzwischen weggefallen sein», erklärt Alexandre Vonwil.

Die Indizien deuten auf einen männlichen Einzeltäter hin

Auch wenn weiterhin in alle Richtungen ermittelt wird, geht die Polizei anhand einer operativen Fallanalyse davon aus, dass für die Tat ein männlicher Einzeltäter verantwortlich ist, der damals im Affekt gehandelt und über örtliche Kenntnisse verfügt haben muss.

Fakt ist: Emiliya Emilova wurde letztmals gegen Mitternacht vor dem 21. September 2014 lebend gesehen, als sie ihrer Arbeit als Prostituierte auf dem Strassenstrich Ibach in Luzern nachging und mutmasslich mit einem Freier in Richtung Kreisel am Strassenende lief. Die Täterschaft konnte bis heute nicht ausfindig gemacht werden.

Über die letzten Stunden im Leben der Bulgarin ist nichts Näheres bekannt. Als Todesursache gilt Ersticken infolge Strangulation. Anschliessend «entsorgte» der Täter die Leiche, indem er sie mutmasslich auf der Kehrsitenstrasse in den See warf.

Der Fundort
Der Fundort (Bildquelle: Kantonspolizei Nidwalden)

Der Tatort ist ebenso unklar wie das Motiv des Täters – trotz ausgedehnter Ermittlungen insbesondere im Milieu der Freier, Zuhälter und Prostituierten. «Es hatten damals rund 150 Befragungen stattgefunden, ohne dass ein entscheidender Hinweis daraus erging», so Alexandre Vonwil.

Jeder noch so kleine Hinweis kann entscheidend sein

Um die Chancen auf neue Erkenntnisse zu erhöhen, haben sich Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft dazu entschieden, das Tötungsdelikt von Stansstad in der bekannten TV-Sendung «Aktenzeichen XY… ungelöst» vorzustellen.

«In vielen ungeklärten Fällen konnten durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit neue Hinweise gewonnen werden, die entscheidend zur Aufklärung beigetragen haben», sagt Senad Sakic, Chef der Kriminalpolizei Nidwalden.

Der Beitrag aus Nidwalden wird in der Sendung vom kommenden Mittwoch, 26. März 2025, um 20.15 Uhr auf SRF 1 und ZDF ausgestrahlt. «Jeder noch so kleine Hinweis kann von entscheidender Bedeutung sein, selbst dann, wenn eine Beobachtung auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen mag», so Senad Sakic weiter.

Für entscheidende Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, ist eine Belohnung von 10'000 Franken ausgesetzt.

Emiliya Emilova hatte dunkle Haare, braune Augen und war mit einer Grösse von 148 cm von zierlicher Statur. Sie war 2013 erstmals in die Schweiz gekommen, um sich zu prostituieren. Vor ihrem Tod war sie mit einem bulgarischen Zuhälter liiert und lebte in einer Wohngemeinschaft in Aarburg (AG).

Zuvor war sie im solothurnischen Trimbach wohnhaft gewesen. Sie hatte sich bei ihrem letzten Besuch in ihrer Heimat kurz vor ihrer Ermordung dahingehend geäussert, dass sie mit der Prostitution aufhören und im Oktober 2014 nach Bulgarien zurückkehren will.

Die Ermittler interessieren sich insbesondere für folgende Fragen:

  • Wer hatte vor dem oder am Tatabend Kontakt zur ermordeten Frau? Wer kann
  • Angaben zu Kunden oder Begleitpersonen der Frau in der Tatnacht machen?
  • Gibt es Personen, die sich nach der Tat auffällig oder nervös verhalten haben,
  • den Wohnort wechselten oder über die Tat gesprochen haben?
  • Hat jemand in der Vergangenheit oder kürzlich Informationen zu dieser Tat erhalten, die für die Ermittlungen relevant sein könnten?

TV-Hinweis: «Aktenzeichen XY… ungelöst», Mittwoch, 26. März 2025, 20.15 Uhr, SRF 1 und ZDF.

Quelle der Polizeinachricht: Kapo NW