Schweiz verbot über 2'600 illegale Gaming-Webseiten
Schweiz verbot über 2'600 illegale Gaming-Webseiten
12.10.2025 | 17:00
asp
Symbolbild. (Bildquelle: pexels)
Seit 2019 sperrte die Schweiz mehr als 2'600 Online- Angebote ohne Genehmigung. Die Behörden sehen in diesem Mittel ein wichtiges Instrument im Kampf gegen unkontrolliertes Glücksspiel.
Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) hält ihre Sperrlisten laufend aktuell. Darin sind Zugriffe auf nicht lizenzierte ausländische Anbieter gesperrt, die schweizerische Netzbetreiber unwiderruflich blockieren müssen. Das Verfahren ist jedoch umstritten, technisch anfällig und schwer vollständig durchzusetzen.
Taugen Sperrlisten zur Abschreckung?
Die Schweiz sperrt ausländische Glücksspielanbieter ohne Bewilligung. Das Prinzip ist einfach: Wer ohne Lizenz Werbung betreibt, verliert seine Sichtbarkeit im schweizerischen Netz. Internetprovider müssen die Domains sperren, welche in der offiziellen Sperrliste angegeben sind. So soll verhindert werden, dass Spielende aus der Schweiz unkontrollierte Angebote nutzen.
Gleichzeitig verstärkt das Geldspielgesetz, das 2019 in Kraft getreten ist, die Regulierung im Inland. Nur, wer in der Schweiz auch ein landbasiertes Casino betreibt, darf sich für eine Online-Lizenz bewerben.
Seit 2019 listet die ESBK über 2'653 Domains auf der Sperrliste. Allein im laufenden Jahr sind ca. 300 neue dazugekommen.
Bei diesen Websites handelt es sich überwiegend um Angebote von ausländischen Wett- und Spielanbietern, welche mitunter ihren Sitz in Malta oder Gibraltar haben. Zudem versuchen die Anbieter immer wieder, bereits erfolgte Blockaden zu umgehen, indem sie neue Variationen oder Spiegelungen ihrer Seiten ins Netz stellen.
Im Gespräch mit Experten wird ersichtlich, wie störend diese Taktik ist: Gesperrte Domains sind manchmal trotzdem nutzbar, beispielsweise durch alternative URLs. Sperrlisten sind also definitiv kein Allheilmittel.
Welche Risiken drohen bei illegalem Glücksspiel?
Wer sich bei Anbietern ohne Bewilligung anmeldet, geht hohe Risiken ein. Dazu gehören:
- Unklare Auszahlungsregeln oder verweigerte Gewinne
- Kein Verbraucherschutz bei Streitfällen
- Mangelnder Datenschutz und Gefahr von Datenmissbrauch
- Fehlende Prävention bei problematischem Spielverhalten
- Betreiber im Ausland, die sich der Justiz entziehen
Hinzu kommt, dass bei illegalen Plattformen keine Transparenz über die eingesetzte Software besteht. Spieler wissen nicht, ob die Zufallszahlengeneratoren tatsächlich fair sind oder ob Ergebnisse manipuliert werden. Auch im Bereich Jugendschutz gibt es keine klaren Standards, was ein zusätzliches Risiko bedeutet.
Die Sperrmassnahmen sollen genau diese Gefahren eindämmen. Ziel ist ein Markt, in dem Spieler faire Online-Casinos, bei denen Spieler keine Bonusregelungen beachten müssen bevorzugt nutzen können – also Plattformen, die transparent, sicher und nachvollziehbar arbeiten.
Wie eine Website gesperrt wird
Bevor eine Domain auf die Sperrliste gelangt, prüft die ESBK mehrere Kriterien. Eine Seite wird blockiert, wenn sie Glücksspiel mit echten Einsätzen anbietet, aus der Schweiz erreichbar ist, eine Registrierung erlaubt und Zahlungen abwickelt.
Erfüllt eine Seite diese Bedingungen, veranlassen die Bundesbehörden die Aufnahme in die Liste. Danach müssen Internetprovider in der Schweiz den Zugang sperren.
Die Praxis zeigt jedoch Schwächen. Die Liste wird nur viermal im Jahr aktualisiert, was Zeitverzögerungen erzeugt. Zudem hängt die Wirksamkeit von der Kooperation der Provider ab. Manche gesperrten Seiten bleiben über VPN oder alternative DNS-Dienste erreichbar.
Wie Anbieter reagieren und Sperren umgehen
Illegale Plattformen nutzen und kennen alle Tricks, die das Internet hergibt. Sie wechseln ihre Domainnamen, fügen Ziffern oder zusätzliche Buchstaben hinzu und verweisen automatisch weiter. Andere setzen auf Mirror-Seiten, die identische Inhalte unter neuer Adresse bereitstellen.
Auch VPN-Dienste und Kryptowährungen erschweren die Arbeit der Aufsichtsbehörden. Nutzer können so auf gesperrte Seiten zugreifen oder Zahlungen verschleiern. Für die Betreiber lohnt sich der Aufwand, weil sie mit minimalen Kosten grosse Reichweite erzielen können.
Wie andere Länder regulieren – Lehren für die Schweiz
Im deutschsprachigen Raum probieren Staaten zusätzliche Massnahmen. In Deutschland etwa wird Payment-Blocking diskutiert. Dabei dürfen Banken und Zahlungsdienste keine Gelder mehr an nicht lizenzierte Anbieter weiterleiten.
Österreich prüft ähnliche Schritte. Der Vorteil: Man trifft die Betreiber direkt an der wirtschaftlichen Basis. Die Schweiz hält sich bisher zurück, auch weil Kryptowährungen schwer zu regulieren sind. Doch es ist wahrscheinlich, dass früher oder später zusätzliche Instrumente eingeführt werden.
Warum regulierte Anbieter profitieren
Wer legales Spielen möchte, achtet auf Sicherheit und Verlässlichkeit. Anbieter mit Lizenz müssen klare Standards einhalten, Daten schützen und ihre Systeme regelmässig prüfen lassen.
Die Sperrpolitik soll den grauen Markt eindämmen. Sie schafft zugleich Raum für seriöse Betreiber, die ihr Angebot transparent gestalten. Für Spieler steigt damit der Wert regulierter Plattformen, die einfache Bedingungen und faire Spielweisen bieten.
Attraktiv sind vor allem faire Online-Casinos, bei denen Spieler keine Bonusregelungen beachten müssen. Statt komplexer Bedingungen steht das reine Spielerlebnis im Vordergrund. Gerade in Zeiten, in denen viele Nutzer von versteckten Klauseln genervt sind, kann das ein Vorteil sein.
Blick nach vorn – wie sich die Sperrpolitik entwickeln könnte
Die Schweiz wird ihre Sperrlisten künftig vermutlich häufiger aktualisieren. Technische Fortschritte bei Filtern und engere Zusammenarbeit mit Zahlungsdienstleistern könnten die Wirksamkeit steigern.
Für Spieler bedeutet das mehr Orientierung und Sicherheit. Für Anbieter dagegen wächst der Druck, regulär zu arbeiten. Wer im Markt bestehen will, kommt kaum noch ohne Bewilligung aus.
Die 2'600 gesperrten Domains sind deshalb kein Schlusspunkt, sondern ein Signal. Sie zeigen, wie groß der Druck im Netz ist – und wie wichtig Transparenz, Regulierung und Sicherheit für die Zukunft des Online-Glücksspiels in der Schweiz bleiben.

