Der Beschuldigte, seit fast zehn Jahren im Rahmen einer stationären Massnahme untergebracht, verlässt die UPK Basel an diesem Donnerstag um 13:00 Uhr. Der Freigang war bis 17:00 Uhr bewilligt. Um 13:08 Uhr steigt er am Felix Platter-Spital ins Tram Nr. 3, fährt bis zur Haltestelle Breite und geht von dort zu Fuss zum Nasenweg.
Ziel ist die Wohnung seines Vaters im dritten Stock. Der Vater befindet sich zu diesem Zeitpunkt nach einem Herzinfarkt in Reha. Der Mann betritt die Wohnung, entnimmt ein grosses Küchenmesser mit einer 24,5 cm langen Klinge aus einem Messerblock – und verlässt die Wohnung wieder.
Angriff im Treppenhaus
Etwa um 13:40 Uhr trifft der Mann im Treppenhaus auf eine Frau. Sie steht mit dem Rücken zur Wand auf dem Zwischenpodest zwischen Hochparterre und erstem Stock. Der Beschuldigte sticht mehrfach mit dem Messer auf sie ein, gezielt in Hals- und Brustbereich. Die Ermittlungen sprechen von mindestens drei Stichen sowie einem tiefen Schnitt durch die Kehle bis zur Wirbelsäule. Auch als das Opfer röchelnd und handlungsunfähig ist, fügt er ihr mindestens einen weiteren Stich zu.
Danach kehrt er in die Wohnung im dritten Stock zurück, legt das Messer in das Lavabo beim WC, wäscht sich die Hände und zieht das blutverschmierte T-Shirt aus. Dieses lässt er auf einem Schubkasten vor der Wohnung zurück. Er verschliesst die Wohnungstür und verlässt das Gebäude.
Spurenbeseitigung und Ortswechsel
Beim St. Jakob Park steigt er um 14:03 Uhr aus dem Bus, geht in eine öffentliche Toilette und reinigt sich grob von weiteren Blutanhaftungen. Kurz darauf kauft er im Einkaufszentrum neue Kleidung. Seine blutverschmutzten Hosen und Schuhe verstaut er in einer Tragtasche und entsorgt diese in einem Abfalleimer.
Am Postomaten bezieht er um 14:06 Uhr CHF 1’000 in bar. Die Nacht verbringt er draussen in einem Waldstück beim Dreispitz. Am Morgen des 9. August hebt er weitere CHF 1’900 ab, kauft erneut Kleidung und ein Getränk und begibt sich dann ins Rotlichtviertel. Er bucht ein Zimmer, schläft jedoch nur. Er bittet die Prostituierte um längeren Aufenthalt und bietet ihr dafür Geld an. Sie lehnt das Angebot jedoch ab. Danach verlässt er das Zimmer wieder.
Festnahme dank Fahndung
Er hält sich im Bereich Unterer Rheinweg auf. Dort wird er durch die Polizei am 9. August gegen Mittag festgenommen. Grundlage war eine Öffentlichkeitsfahndung, unterstützt durch Hinweise aus der Bevölkerung.
Erste Einvernahme
In der polizeilichen Einvernahme räumt er ein, mit dem Messer auf den Hals des Opfers eingestochen zu haben. Ein Motiv nennt er nicht, entweder will oder kann er dazu keine Angaben machen. Auch zu anderen Fragen äussert er sich nicht oder nur ausweichend. Er gibt an, am Tattag keine konkreten Pläne gehabt zu haben, erwähnt jedoch das Vorhandensein von Ängsten, ohne diese weiter zu erklären.
Diese Serie (hier geht es zu Teil 2) soll faktenbasiert und sachlich nachvollziehbar dokumentieren, wie es zu dieser erneuten Tragödie kommen konnte.