Kanton Bern – Drahtzieher von Telefonbetrug angeklagt
Kanton Bern – Drahtzieher von Telefonbetrug angeklagt
25.04.2025 | 07:04
Redaktion Polizeiticker Schweiz
(Symbolbild) (Bildquelle: succo (CC0))
Ein 36-Jähriger muss sich wegen 14 Betrugsfällen an Senioren und Geldwäscherei vor Gericht verantworten.
Die kantonale Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte hat gegen einen Mann Anklage erhoben,
welcher am 19. Februar 2024 im Zusammenhang mit zahlreichen in der Schweiz begangenen
Telefonbetrugstaten (sogenannte «falsche Polizisten») in der Türkei verhaftet und anschliessend
an die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern ausgeliefert worden war.
Nach umfangreicher
Ermittlungsarbeit der Kantonspolizei Bern und Zürich werden ihm in der Anklage
gewerbsmässiger Betrug sowie qualifizierte Geldwäscherei zur Last gelegt.
Dem Beschuldigten wird vorgeworfen, im Zeitraum von Juni 2020 bis November 2021,
gemeinsam mit weiteren Mittätern, insgesamt 14 Betrugstaten zum Nachteil von 14 älteren in
verschiedenen Kantonen der Schweiz wohnhaften Personen von der Türkei aus mitorganisiert zu
haben.
Dabei soll er sowohl als Telefonist, sog. Keiler, wie auch insbesondere als Logistiker tätig
gewesen sein. Als Logistiker soll er für die Akquisition und Instruktion der sich in der Schweiz
aufhaltenden Abholer sowie den anschliessend durch diese getätigten Überweisungen der Gelder
in die Türkei mitverantwortlich gewesen sein.
Bei dieser Betrugsmasche werden von den Keilern aus der Türkei gezielt Personen in der
Schweiz kontaktiert, die von der Tätergruppe zuvor aufgrund ihres altklingenden Vornamens
eines älteren Jahrgangs zugeordnet wurden. Zu Täuschungszwecken werden von den Tätern
dabei regelmässig technisch veränderte Nummern verwendet, die bei den Geschädigten den
Eindruck einer Schweizer oder gar polizeilichen Nummer erwecken. Den älteren Personen wird
von den Keilern dabei in einem ausgeklügelten Zusammenspiel vorgespiegelt, dass seitens des
Sicherheitsdienstes der Bank oder der Polizei in einem Betrugsfall ermittelt werde, in welchem
ihr Name eine Rolle spiele. Die Seniorinnen und Senioren werden durch das äusserst
professionelle Vorgehen der Keiler zunehmend verängstigt, mit Instruktionen überhäuft und unter
Druck gesetzt.
Aufgrund angeblich laufender, geheimer Ermittlungen werden sie zu einem
raschen Geldbezug sowie zu einer im Anschluss vorübergehenden Übergabe des bezogenen
Bargeldes oder gleich der Bankkarte an einen an ihrem Domizil vorbeikommenden Kurier
(Abholer) aufgefordert.
Der 36-jährige Beschuldigte soll bei den ihm zur Last gelegten Taten jeweils die Abholer
persönlich via verschiedene Social-Media-Kanäle kontaktiert und für die Teilnahme an den Betrugstaten motiviert haben. Bei den einzelnen Taten soll er diese anschliessend mit den
notwendigen Informationen zum Tatablauf und anschliessendem Geldtransfer in die Türkei
versorgt haben. Dabei soll der Beschuldigte Teil einer höheren Hierarchiestufe der
Tätergruppierung gewesen und entsprechend an den Deliktserlösen beteiligt worden sein.
Schweizweit erstmalig hat sich ein solch hohes Mitglied der Betrügerbande vor der Justiz zu
verantworten.
Insgesamt werden dem Beschuldigten aus den 14 Betrugstaten ein Deliktsbetrag von rund CHF
500’000 sowie rund CHF 51'000.00 aus Geldwäscherei zur Last gelegt. Der Beschuldigte befindet
sich derzeit in Haft.
Die Verhandlung vor dem Kantonalen Wirtschaftsgericht ist für den 26. Mai 2025 angesetzt.
Quelle der Polizeinachricht: Kapo BE

