Zürich

Leben retten dank Open Data und «defikarte.ch» - Defibrillatoren können retten Leben

Schutz & Rettung Zürich baut defikarte.ch ein.
Schutz & Rettung Zürich baut defikarte.ch ein. (Bildquelle: Schutz & Rettung Zürich)

Die Einsatzleitzentrale (ELZ) von Schutz & Rettung Zürich (SRZ) setzt bei Notrufen verstärkt auf Open Data. Durch die Integration von «defikarte.ch» im Einsatzleitsystem von SRZ können rasch verfügbare Defibrillatoren in der unmittelbaren Umgebung für die Laienreanimation beigezogen werden.

Die ELZ nimmt die Sanitätsnotrufe 144 für die Kantone ZH, SH, SZ und ZG sowie die Feuerwehrnotrufe 118 für den Kanton ZH entgegen und disponiert die benötigten Einsatzmittel und -kräfte von Feuerwehr und Sanität. Bei einem Notruf wird zuerst der Standort des Anrufenden ermittelt. Aktuelles Kartenmaterial mit allen benötigten Informationen ist dabei zentral – es ermöglicht eine rasche Lokalisierung und die schnellstmögliche Anfahrt zum Einsatzort. Dank Open Data werden wertvolle Minuten und Sekunden gewonnen, die letztendlich über Leben und Tod entscheiden können.

Seit geraumer Zeit werden die Daten von OpenStreetMap (OSM) ins Einsatzleitsystem eingepflegt. Das Prinzip von OSM ist ein ähnliches wie bei Wikipedia – nur sind es Geodaten, Namen und Grundrisse, die eingetragen werden. Gregor Gysi, Stv. Leiter ELZ, beschreibt es so: «Diese Karte zeigt, wie die Bevölkerung die Welt sieht und kennt.» Zum Lokalisieren des Einsatzortes ist es sehr hilfreich, wenn nicht nur der offizielle Name, sondern auch alternative Bezeichnungen der Bevölkerung hinterlegt sind. In Winterthur gibt es bspw. ein Quartier, das umgangssprachlich «Birchermüesli-Quartier» genannt wird. Bei einem Notruf kann der Calltaker damit nichts anfangen, wenn er nicht ortskundig ist. Genau solche Daten lassen sich in OSM eintragen – die sogenannte Schwarmintelligenz kommt zum Tragen und hilft unseren Calltakern beim Lokalisieren des Einsatzortes.

Die Vorteile von Karten, die auf Open Data basieren, reichen aber noch weiter. Automatische Externe Defibrillatoren (AED), sogenannte Defis, findet man vermehrt in öffentlichen Gebäuden, Schulhäusern, Einkaufszentren oder bei grösseren Firmen, weil sie auch von Laien schnell und einfach zu bedienen sind. Doch nur, wenn sie rasch aufgefunden und eingesetzt werden können, erfüllen sie ihren Zweck, denn gerade bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand muss es schnell gehen – pro Minute sinkt die Überlebenschance des Patienten jeweils um 10 %. Wenn ein Herz-Kreislauf-Stillstand von Laien beobachtet wird, kam gemäss SWISS RECA bisher in 6.5 % der Fälle ein Defi zum Einsatz. Jedoch wäre in fast 30 % der Fälle die zu behandelnde Person noch «defibrillierbar» gewesen und somit ist noch grosses Potenzial vorhanden. Auf private Initiative von SRZ-Mitarbeiter Christian Nüssli wurde www.defikarte.ch ins Leben gerufen. Diese basiert auf OpenStreetMap und alle können die Standorte von AEDs oder eben Defis selber erfassen. «Es ist für uns unmöglich, alle Standorte von AED-Geräten eigenständig zu finden und aktuell zu halten», sagt Nüssli dazu und setzt dabei auf die Unterstützung aus der Bevölkerung. SRZ hat den grossen Nutzen einer solchen Karte erkannt und seit dem letzten Herbst die Standorte der Defis auf www.defikarte.ch ins Einsatzleitsystem von SRZ eingebettet. Sie kam schon mehrfach zum Einsatz und leistet wertvolle Hilfe.

Firmen, Gemeinden und Privatpersonen ermutigen wir dazu, die Standorte und Zugangszeiten von AED-Geräten auf www.defikarte.ch einzutragen. «Es ist löblich, diese Geräte zu besitzen, aber was nützen uns tausende von Defibrillatoren, wenn niemand weiss, wo sie zu finden sind.»

Eingetragene Defibrillatoren auf defikarte.ch – Total registriert (gesamte Schweiz): 4'954 – 24h in Betrieb: 1'787 – Registriert in Dispositionsgebiet SRZ (4 Kantone: SH,SZ, ZG, ZH): 1'033 – Registriert Kanton Zürich: 600 – Registriert Stadt Zürich: 118 – Total geschätzt (gesamte Schweiz): ca. 15'000 → aktuell etwa ein Drittel eingetragen