Dass ein Brief den einen oder anderen Tag verspätet beim Empfänger eintrifft, das kann passieren. Aber mehrere Monate, das ist doch eher ungewöhnlich. In mindestens 200 Fällen war dafür eine Glarner Postangestellte verantwortlich, schreibt die Südostschweiz in seiner heutigen Ausgabe.
Sie hat von Anfang Februar bis Ende November des vergangenen Jahres während ihrer Arbeit im Verteilzentrum unbemerkt Briefe eingesteckt und mit nach Hause genommen. Insgesamt fand die Polizei in der Wohnung der Frau rund 200 Postsendungen, womöglich stahl sie aber noch viel mehr.
«Zu Hause hat sie die Post teilweise versteckt», sagt Richard Schmidt, Mediensprecher der Kantonspolizei Glarus. Sie habe einige Postsendungen nach dem Öffnen wieder zugeklebt und zur Post zurückgebracht, wo die Briefe dann verspätet weiterversandt wurden. Andere kamen überhaupt nie beim Empfänger an.
Die Absenderinnen und Empfänger erfuhren Mitte Januar vom Briefdiebstahl, als sie ihrerseits von der Glarner Kantonspolizei Post erhielten. Ob Päckli unter dem Diebesgut waren, ist laut Richard Schmidt ebenfalls noch Gegenstand der Ermittlungen. Meistens werden die Pakete gestohlen, nachdem sie die Pöstlerin vor der Türe abgestellt hat.
In diesem Fall geschah das Verbrechen aber bereits im Verteilzentrum. Die Polizei kam der Frau auf die Schliche, als sie einen gestohlenen Online-Gutschein einlöste. Laut Schmidt lief da schon eine Anzeige. Deswegen kam die Polizei zu dem Namen der Verdächtigen. Die Post hat der Frau fristlos gekündigt und gegen die Frau zusätzlich Strafanzeige eingereicht. Die Bestohlenen bekommen ihr Geld wohl nicht zurück. «Für eine Haftung müsste der Inhalt und der entsprechende Wert belegt werden können, was in diesen Fällen so nicht bekannt war», erklärt Dauner den "Glarner Nachrichten".
Bei A- und B-Post-Briefsendungen leiste die Post keine Haftungszahlungen. Immerhin hat die Post die in der Wohnung gefundenen Briefe noch zugestellt. Die Post bedauert den Diebstahl im Glarnerland.