Am 21. September 2014 wurde am Ufer des Vierwaldstättersees bei Stansstad im Kanton Nidwalden eine Leiche gefunden. Es handelte sich um Emiliya Emilova, eine 36-jährige Frau aus Bulgarien, die als Prostituierte auf dem Strassenstrich von Luzern tätig war. Schnell war klar: Hier liegt ein Gewaltverbrechen vor. Mehr als ein Jahrzehnt später sind Täter und Motiv weiter unklar. Der Fall bekommt neuen Schwung mit moderner Kriminaltechnik und einer Öffentlichkeitskampagne, u.a. über «Aktenzeichen XY … ungelöst».
Es ist ein Herbstmorgen des 21. Septembers 2014, als Spaziergänger am Ufer des Vierwaldstättersees in
Stansstad auf einen leblosen Körper stossen. Die
Tote ist schnell identifiziert: Emiliya Emilova, 36 Jahre alt, Mutter zweier Söhne und aus Bulgarien stammend. Sie lebte in Luzern und arbeitete auf dem Strassenstrich, ein Milieu, aus dem sie nach Angaben von Freunden und Familie aussteigen wollte. Für die Polizei steht rasch fest, dass die Frau erwürgt wurde. Doch wer die Mutter tötete und warum, bleibt bis heute ungeklärt.
Der Fundort der Leiche (Bildquelle: Kantonspolizei Nidwalden)
Emiliya Emilova war zuletzt in der Nacht vom 20. auf den 21. September lebend gesehen worden.
Zeugen berichten, sie habe sich am Strassenstrich in Luzern aufgehalten und sei kurz nach Mitternacht mit einem unbekannten Mann händchenhaltend fortgegangen.
Die Obduktion ergab eindeutige Spuren von Gewalt, aber keine Hinweise auf sexuelle Übergriffe. Trotz intensiver Ermittlungen, Hunderten von Befragungen und tausenden Seiten Akten blieb der Täter unauffindbar.
Spuren am Tatort und gesuchte Zeugen
Beim Auffinden der
Leiche war der Oberkörper von Emiliya Emilova unbekleidet. Mit grünem Gartendraht waren blaue Tragegriffe einer Migros-Einkaufstasche an ihrem Körper befestigt. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter die Tasche mutmasslich zur Beschwerung verwendete und die dafür genutzten Gegenstände zufällig bei sich hatte.
Aus dem Besitz der Getöteten fehlen mehrere Gegenstände, darunter eine dunkle Jacke oder ein Poncho, rote Schuhe, eine Damenhandtasche, ihr Mobiltelefon sowie ein silberfarbener Ohrstecker in Ringform.
Zudem sucht die Polizei zwei Männer, die am Abend der Tat am Luzerner Strassenstrich aufgefallen waren und als wichtige Zeugen gelten. Einer soll glatzköpfig, 25 bis 40 Jahre alt, etwa 1,75 Meter gross und muskulös gewesen sein. Der andere hatte dunkles, längeres Haar, war rund 1,85 Meter gross und schlank.
Emiliya Emilova wurde zuletzt auf dem Strassenstrich Ibach gesehen (Bildquelle: Kantonspolizei Nidwalden)
Neue Hoffnung nach über zehn Jahren
Erst ein Jahrzehnt nach der Tat kam neuer Schwung in den Fall. Die
Kantonspolizei Nidwalden entschied sich, die Akten erneut aufzurollen und moderne forensische Methoden einzusetzen. DNA-Spuren werden mit neuesten Verfahren überprüft, und alte Zeugenhinweise erneut bewertet. Im Frühjahr dieses Jahres wandte sich die Polizei schliesslich an die Öffentlichkeit und präsentierte den Mordfall in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“.
Mehr als hundert Hinweise gingen nach der Ausstrahlung ein – Beobachtungen aus der Tatnacht, neue Informationen zu möglichen Verdächtigen, sogar Hinweise aus dem Ausland. Ermittler prüfen derzeit, ob darunter der eine entscheidende Hinweis ist, der nach so vielen Jahren zur Identität des Täters führen könnte.
Der Mord an Emiliya Emilova wirft nicht nur Fragen nach dem Täter auf, sondern auch nach den Schwierigkeiten, die Ermittlungen in einem Milieu mit sich bringen, das von Angst, Abhängigkeiten und Abschottung geprägt ist. Zeugen aus der Szene zögern oft, sich zu äussern. Manche fürchten Repressalien, andere haben sich ins Ausland abgesetzt. Für die Ermittler bedeutet das eine mühsame und zeitaufwendige Arbeit und für die Angehörigen ein jahrelanges Warten auf Gerechtigkeit.
Noch immer hofft die Polizei auf neue Hinweise aus der Bevölkerung. Jeder kleine Baustein könnte helfen, das Puzzle zu lösen und Emiliya Emilova endlich Gerechtigkeit zu verschaffen. Der Täter, so die Ermittler, könnte längst ein unauffälliges Leben führen, vielleicht in der Schweiz, vielleicht weit entfernt. Für die Familie bleibt die Hoffnung, dass jemand sein Schweigen bricht und der Mord nach all den Jahren doch noch aufgeklärt wird.
Offene Fragen
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Wer war der Mann, mit dem Emiliya in ihrer letzten Nacht gesehen wurde?
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Wollte jemand verhindern, dass sie aus dem Milieu aussteigt?
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Liegt der Schlüssel zur Tat in Bulgarien, in der Luzerner Szene – oder ganz woanders?
Zeugen gesucht
Sachdienliche Hinweise können an die Kantonspolizei Nidwalden, Telefon +41 41 618 44 66, gerichtet werden.