Zum dritten Mal in Folge ist 2024 die Zahl der registrierten Straftaten in der Schweiz gestiegen. Im vergangenen Jahr meldeten die Schweizer Polizeikorps 563'633 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch (StGB).
Dieser Anstieg um 7,9% gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf die Zunahme der Vermögensdelikte zurückzuführen. Auch bei der digitalen Kriminalität ist ein starker Anstieg zu verzeichnen (+35%).
2024 ist die Zahl der Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch (StGB) gegenüber dem Vorjahr um 7,9% gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um 41'075 Delikte. Ein Anstieg, der sorgfältig analysiert werden muss.
«Generell können wir sagen, dass die Schweiz ein si- cheres Land ist – auch dank der guten Arbeit der Polizeikorps in der Schweiz», sagt Matteo Cocchi, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten (KKPKS). «Manchmal gewinnen subjektive Wahrnehmungen die Oberhand.
In solchen Momenten ist es wichtig, mit Daten und Erläuterungen Klarheit zu schaffen. Dies gelingt uns, weil die Bürgerinnen und Bürger nach wie vor grosses Vertrauen in die Institutionen und ins- besondere in die Polizei haben.»
Anstieg bei den Vermögensstraftaten bestätigt sich: rascherer nationaler polizeilicher Informationsaustausch dringend erforderlich
Der grösste Anteil entfällt auf die Vermögensdelikte, die zum dritten Mal in Folge zugenommen haben (+8% gegenüber 2023). Diese Zunahme ist hauptsächlich auf unbefugte Datenbeschaffungen (+61,6%; +1309 Straftaten), Sachbeschädigungen bei Diebstahl (+16%; +6527 Straftaten), Betrug (+17,3%; +5078 Straftaten) und betrügerischen Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage (+27,3%; +4221 Straftaten) zurückzuführen.
Einbruch- und Einschleichdiebstähle haben um 11,2% zugenommen. Insgesamt wurden 46 070 Straftaten verübt, im Schnitt 126 Fälle pro Tag (2023: 114). Ein deutlicher Anstieg ist auch bei den Fahrzeugeinbruchdiebstählen zu verzeichnen (+27%). Die Aufklärungsquote hat sich in diesem Bereich leicht verbessert (+1,2%).
«Hier handelt es sich um Deliktarten, die oft das subjektive Sicherheitsempfinden beeinträchtigen», betont Cocchi. «Konkrete und wirksame Antworten sind daher zentral. In diesem Sinne braucht es vermehrt
Automatismen im polizeilichen Informationsaustausch, damit rechtzeitig reagiert werden kann. Das heutige Verfahren ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Für Ermittlungen einer gewissen Relevanz über Kantonsgrenzen hinweg ist entscheidend, rasch in Erfahrung bringen zu können, ob Ermittlungs- oder Kooperationsbedarf besteht», so Cocchi.
Mehr beschuldigte Personen im Jahr 2024
2024 wurden 91 929 beschuldigte Personen wegen Widerhandlungen gegen das StGB verzeichnet. Dies sind 1526 Personen mehr als im Vorjahr (+1,7%). Zum dritten Mal in Folge ist bei den Beschuldigten ab 25 Jahren die stärkste Zunahme zu verzeichnen (+2,5%).
Leicht verändert hat sich die demografische Zusammensetzung der Beschuldigten: 42,3% waren Schweizer Staatsangehörige (–2%) und 31,4% ausländische Staatsangehörige mit einer Niederlassungs- oder einer Aufenthaltsbewilligung (+0,2%).
Bei 6,7% der registrierten Beschuldigten handelt es sich um Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene oder Schutzbedürftige (+0,1%). Ebenfalls zugenommen hat der Anteil der nichtständigen Wohnbevölkerung (von 17,9% auf 19,6%).
Schwere Gewaltstraftaten auf dem höchsten Stand seit 2009
Die Gewaltstraftaten haben erneut zugenommen, womit sich die Tendenz der letzten Jahre bestätigt. 2024 betrug die Zunahme bei den Gewaltdelikten 3,3%. Insgesamt wurden 48 943 Delikte registriert.
Dabei sticht insbesondere die Zahl der schweren Gewaltstraftaten hervor (2456). Dies sind 399 Fälle (+19,4%) mehr als im Vorjahr und entspricht dem höchsten Wert seit 2009.
Ein Rückgang ist hingegen bei den vollendeten Tötungsdelikten (–8 Fälle; –15,1%) zu verzeichnen. Versuchte Tötungen und schwere Körperverletzungen haben um 1,7% bzw. 16,9% zugenommen.
Ein deutlicher Anstieg wurde bei den Vergewaltigungen registriert (+29,4%). Nachdem die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt in den letzten Jahren relativ stabil war, ist sie 2024 um 6,1% gestiegen. Signifikant ist in diesem Zusammenhang der Anteil der Tötungsdelikte im häuslichen Bereich, der 57,8% beträgt.
Von den 45 vollendeten Tötungsdelikten wurden 26 im Bereich der häuslichen Gewalt verübt. Dieser Wert entspricht dem des Vorjahres. Weitere wichtige Indikatoren für die Beurteilung der Lage in diesem Kontext sind die Zunahmen bei den schweren Körperverletzungen (+20,4%), Gefährdungen des Lebens (+46,3%) und Vergewaltigungen (+30,4%). «In diesem Kontext sind Prävention und Zuhörbereitschaft entscheidend. Die Anstrengungen müssen diesbezüglich nochmals verstärkt werden», so Cocchi.
Digitale Kriminalität nimmt zu
Nach dem grossen Anstieg im Vorjahr haben die Cyberdelikte 2024 noch einmal deutlich zugelegt (+34,7%): Insgesamt wurden 59 034 Fälle gemeldet. Der Grossteil (93,9%) betrifft die Cyber-Wirtschaftskriminalität, mit Phishing-Fällen (+56,2%) und einem sprunghaften Anstieg beim Missbrauch von Online-Zahlungssystemen/Kreditkarten und Missbrauch einer fremden Identität (+104,8%).
Ein erheblicher Anteil an Letzterem ist auf die Zunahme von Verstössen gegen Artikel 179decies StGB (Identitätsmissbrauch) zurückzuführen, der seit dem 1. September 2023 in Kraft ist.
«Die Digitalisierung hat auch in gewissen Bereichen der Kriminalität zu einem Paradigmenwechsel geführt. Auf diese Entwicklung muss daher unbedingt mit Spezialisierung und einer kontinuierlichen Aktualisierung der Mittel und Kompetenzen reagiert werden», so KKPKS-Präsident Cocchi.
Bestimmte Straftaten des StGB werden überwiegend digital verübt. Das ist bei der Geldwäscherei der Fall, bei der in 88,1% der Fälle ein Cyber-Tatvorgehen vorliegt. Dasselbe gilt für Pornografie (85,9%), Betrug (80%) und unbefugte Datenbeschaffung (82,2%).
Quelle der Nachricht: KKPKS