Basel-Stadt

Frühe Warnzeichen – Wie sich der psychische Zustand des Täters zunehmend verschlechterte

Symbolbild
Symbolbild (Bildquelle: S... Adobe Stock)

Teil 2 einer mehrteiligen Serie über einen Fall, der aufzeigt, was geschehen kann, wenn Therapie, Justiz und Sicherheitsvorgaben im Umgang mit psychisch erkrankten Straftätern an ihre Grenzen stossen. Schon in seiner Kindheit deuteten sich erste Anzeichen einer schwerwiegenden psychischen Störung an. Im Alter von gerade einmal sechs Jahren berichtete der Täter von einer geheimnisvollen Gestalt namens Baltasar, die ihm magische Gegenstände übergab, ein Erlebnis, das damals niemand ernst nahm, heute aber als erste Warnsignale gelten könnte. Diese frühen, ungewöhnlichen Wahrnehmungen nahmen im Laufe der Jahre immer mehr zu.

Mit der Zeit verschmolzen für ihn Realität und Fantasie: Figuren aus Büchern, Comics und religiösen Geschichten, wie Batman oder Jesus, traten immer häufiger in seine Wahrnehmung und beeinträchtigten sein Leben. Diese Halluzinationen führten zu Ängsten und sozialer Isolation. Besonders in der Jugendphase wurden diese Symptome immer dramatischer, blieben jedoch lange Zeit unbehandelt.

2014 gipfelte die Entwicklung in einem ersten schweren psychotischen Schub, als der Täter in einem Anfall von Wahnvorstellungen und Verfolgungsängsten gewalttätig wurde. Er war überzeugt davon, böse Menschen bestrafen zu müssen – eine Überzeugung, die aus seinen paranoiden Wahnvorstellungen gespeist wurde.

Der Weg zur ersten Tat

Ein psychiatrisches Verlaufsgutachten zeigt, dass der spätere Täter zu diesem Zeitpunkt zunehmend Stimmen wahrnahm. Diese akustischen Halluzinationen waren für ihn bedrohlich und verstörend. Er berichtete später, dass er sich von diesen Stimmen massiv unter Druck gesetzt fühlte und erstmals den Drang verspürte, ihren Anweisungen Folge zu leisten. Der Gedanke, dass die späteren Opfer „böse“ oder gar „dämonisch“ seien, verfestigte sich zunehmend in seinem Denken.

Am Morgen des 3. November 2014 traf er laut seinen eigenen Aussagen den Entschluss zu töten. Er begab sich gezielt zu einer der späteren Tatorte und hatte bereits frische Kleidung dabei, um sich nach der Tat umzuziehen. Ein Verhalten, das zunächst geplant erscheinen mag, laut psychiatrischem Gutachten jedoch nicht im Sinne gezielter Verschleierung, sondern vielmehr als „krankheitsbedingtes bizarres Verhalten“ bewertet wurde.

Rückblickend schilderte der Beschuldigte in einer Notiz vom Februar 2017:

„Ich hatte mehrere Tage Halluzinationen vor der Tat. Diese haben mir panische Angst gemacht. (…) Ich dachte, ich müsse etwas machen, dass die teilweise lachenden und oder wütenden Personen weggingen (…) Ein paar Tage danach war für mich klar, ich müsse sie töten.“

Nach seiner stationären Einweisung kam es 2017 und 2018 erneut zu Rückfällen. Während er 2017 seine Symptome verschwieg, um Konsequenzen zu vermeiden, zeigte er sich 2018 offener. Laut Einschätzung von Fachpersonen hatte er aus diesen Krisen gelernt und sei seither stabiler, eine Bewertung, die später im Zusammenhang mit der erneuten Tat 2024 kritisch hinterfragt werden sollte.

Seither wiederholten sich immer wieder psychotische Episoden. Trotz ärztlicher Betreuung blieben Halluzinationen und Wahnideen dominierend. In seinem letzten Klinikaufenthalt im August 2024 zeigte sich der Täter in einem nahezu reglosen, stummen Zustand, ein deutliches Zeichen für die tiefe Verzweiflung und den schweren Krankheitsverlauf.

Experten sehen in dieser Entwicklung ein klassisches Beispiel dafür, wie unbehandelte psychische Störungen über Jahre hinweg eskalieren können, mit tragischen Folgen nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seine Umwelt.

Diese Serie (hier geht es zu Teil 3) soll faktenbasiert und sachlich nachvollziehbar dokumentieren, wie es zu dieser erneuten Tragödie kommen konnte.