Bern

Bern - Kennt ihr den Unterschied bei der Polizei?

Eine enge Zusammenarbeit ist unerlässlich, um den Polizeialltag im Kanton Bern zu meistern
Eine enge Zusammenarbeit ist unerlässlich, um den Polizeialltag im Kanton Bern zu meistern (Bildquelle: Kantonspolizei Bern)

Im Ereignisfall rücken entweder Mitarbeitende der Mobilen oder der Stationierten Polizei zuerst aus. Die beiden Bereiche haben unterschiedliche Haupttätigkeitsgebiete, trotzdem überschneiden sich die Aufgaben häufig. Eine enge Zusammenarbeit ist unerlässlich, um den Polizeialltag zu meistern.

Die Erstinterventionen werden bei der Kantonspolizei Bern durch die Patrouillen der Mobilen und der Stationierten Polizei durchgeführt. Mitarbeitende der beiden Bereiche stellen die Grundversorgung im Schichtdienst sicher und sie gewährleisten im gesamten Kanton Sicherheit und Ordnung rund um die Uhr. Wählt jemand den Notruf, wird durch die zuständige Einsatzzentrale in der Regel die sich am nächsten befindende Patrouille zum Einsatzort beordert. Sind mehrere Polizistinnen und Polizisten für die Bewältigung eines Ereignisses nötig, kommt es oftmals vor, dass Mitarbeitende der Mobilen und der Stationierten Polizei den Einsatz gemeinsam leisten.

Wer macht was genau?

Die Mitarbeitenden der Mobilen und der Stationierten Polizei im Kanton Bern sind allesamt Generalisten, das heisst, sie rücken im Ereignisfall als erstes an einen Unfall- oder Tatort aus. Dies erfordert ein breites Fachwissen, da teilweise innerhalb weniger Minuten oder gar Sekunden über das weitere Vorgehen sowie über das Einleiten allfälliger Sofortmassnahmen, etwa den Beizug von Spezialdiensten, entschieden werden muss.

Das Haupttätigkeitsgebiet der Mobilen Polizei sind aber die Autobahnen. Die Mitarbeitenden befassen sich hauptsächlich mit Widerhandlungen gegen das Strassenverkehrsgesetz und kommen bei ihrer Tätigkeit nicht selten mit Personen aus der ganzen Schweiz und mit Touristen in Kontakt. Die Mobile Polizei ist ein Schichtbetrieb, der aber nicht in allen Polizeiregionen im Kanton genau gleich organisiert ist. Grundsätzlich wiederholt sich der Schichtdienst immer nach fünf Tagen. Speziell dabei ist, dass er nur etwa eine Handvoll Dienste im Büro beinhaltet, weshalb für die Erledigung der Schreibarbeiten oft nicht sehr viel Zeit bleibt.

Die Stationierte Polizei leistet hingegen etwa zu zwei Dritteln der Arbeitszeit Bürodienst, wobei auch hier regionale Unterschiede bestehen können. Das Haupttätigkeitsgebiet umfasst einen zugeteilten Sektor, den sogenannten Polizeibezirk. Die Stationierte Polizei hat sich grösstenteils mit Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch, aber auch mit Verstössen gegen zahlreiche andere Gesetze und Verordnungen zu befassen. Gerade in kleineren Gemeinden haben die Mitarbeitenden oft wiederkehrenden Kontakt mit den ortsansässigen Personen. Darüber hinaus werden der Stationierten Polizei auch Aufträge von anderen Behörden wie zum Beispiel der Staatsanwaltschaft, der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) oder des Strassenverkehrsamtes zur Erledigung zugestellt.

Fast einfacher als die Bereiche in der Theorie zu erklären, ist es, direkt einen Blick in den Alltag der Kolleginnen und Kollegen zu werfen.

Ein Wintermorgen bei der Mobilen Polizei

5.45 Uhr – die Schicht beginnt früh. An diesem Wintermorgen war es nicht einfach, aus dem warmen Bett zu kommen. Nach dem morgendlichen Briefing folgt bereits das erste Aufgebot zu einem Verkehrsunfall. Auf dem betroffenen Auto waren noch die Sommerreifen montiert und der Lenker ist dadurch auf der schneebedeckten Strasse ins Schleudern geraten. Verletzt wurde er glücklicherweise nicht. Die fehlbaren Lenkerinnen und Lenker werden verzeigt und angewiesen, ihre Fahrzeuge in einen vorschriftsgemässen Zustand zu versetzen. Der Morgenverkehr und der Schnee haben ein regelrechtes Verkehrschaos angerichtet – und weil sich der Abschleppdienst durch den Stau kämpfen muss, verzögert sich der Abtransport der beschädigten Unfallfahrzeuge. Die Einsatzkräfte geben ihr Bestes, damit die Autobahn schnellstmöglich wieder vollständig freigegeben werden kann.

10 Uhr – Zeit für eine kurze Kaffeepause. Dann steht auch schon der nächste Einsatz an. Der Reifen eines schweren Anhängerzuges ist während der Fahrt geplatzt und grössere Gummireste liegen auf der Fahrbahn. Um Folgeunfälle zu verhindern, müssen die Teile unverzüglich weggeräumt werden. Aus Sicherheitsgründen hilft die Patrouille dem Chauffeur anschliessend beim Reifenwechsel. Er bedankt sich freundlich für die Hilfe und setzt seine Fahrt fort. Kurz vor Mittag geht schliesslich die Meldung ein, dass eine Strasse durch falsch parkierte Fahrzeuge teilweise versperrt werde. Ein Autolenker, der zufällig während des Ausstellens der Ordnungsbussen zum Auto zurückkommt, ärgert sich über unsere Arbeit und fragt, ob die Polizei nichts Besseres zu tun hätte. Nach der Erklärung, dass es wichtig sei, stets eine Rettungsachse freizuhalten, beruhigt er sich wieder.

12.15 Uhr – Schichtende. Nun geht es ab ins Bett, um fit zu sein für den Nachtdienst. In diesem wird ein Grossbrand Patrouillen der Stationierten und der Mobilen Polizei während mehrerer Stunden beschäftigen. Durch die enge Zusammenarbeit von Feuerwehr, Sanität und Polizei kann verhindert werden, dass das Feuer auf das Nebengebäude übergreift und Personen verletzt werden.

Stationierte Polizei – Bürodienst heisst nicht immer nur Büroarbeit 7.50 Uhr – Beim morgendlichen Briefing werden allfällig eingegangene Aufträge verteilt. Zudem stehen heute auch mehrere Einvernahmen auf dem Terminplan. Um 8.30 Uhr geht bei der Einsatzzentrale eine Meldung ein, dass am Bahnhof neben der Polizeiwache eine Person herumschreie; die Passanten fürchten sich offenbar. Weil bereits alle Patrouillen besetzt sind, unterbrechen zwei Mitarbeitende im Bürodienst ihre Schreibarbeiten und rücken aus, um verzugslos reagieren zu können. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen bereits bekannten Mann handelt. Er kann rasch beruhigt werden, muss aber aufgrund einer möglicherweise vorliegenden Fremdgefährdung dem Notfallpsychiater vorgeführt werden. Zurück auf der Polizeiwache benötigt ein Kollege Unterstützung beim Schalterdienst. Damit die Bürgerinnen und Bürger, die Anzeige erstatten oder sich rechtlich beraten lassen wollen, nicht zu lange warten müssen, helfen die Mitarbeitenden im Bürodienst auch hier aus.

12 Uhr – Mittagszeit. Während des Essens ist über Funk zu hören, dass in einem Gebäude neben der Wache ein Überfallalarm ausgelöst wurde. Da keine freie Patrouille in unmittelbarer Nähe ist, unterbrechen die Mitarbeitenden auf der Wache ihr Mittagessen. Vor Ort leiten sie sofort erste Massnahmen ein, kurz darauf trifft auch schon eine Patrouille der Mobilen Polizei zur Unterstützung ein. Gemeinsam überprüfen die Patrouillen der Stationierten und der Mobilen Polizei, weshalb der Alarm übermittelt worden ist und stellen dabei fest, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat.

14 Uhr – Der weitere Nachmittag verläuft ruhig und so können endlich auch die Büroarbeiten erledigt werden. Rapporte schreiben, Einvernahmen vorbereiten, Abklärungen bei der Staatsanwaltschaft tätigen, Ermittlungen führen – das sind nur einige Beispiele, die zum Bürodienst bei der Stationierten Polizei dazugehören. Um etwa 17 Uhr heisst es dann: Computer ausschalten und Uniform ablegen.

Teamwork ist das A und O

Die Arbeit aller Generalisten, sei es bei der Mobilen oder bei der Stationierten Polizei, hat etwas gemeinsam: Täglich ist man am Puls des Geschehens. Immer wieder wird man mit neuen Situationen konfrontiert. Und muss dabei oft auch innert Kürze Entscheidungen treffen – egal, ob im Strassenverkehr oder im Bereich der Kriminalität. Die Haupttätigkeitsgebiete der Mobilen und der Stationierten Polizei mögen unterteilt sein, doch um die Herausforderungen des Polizeialltags zu meistern, braucht es stets beide Bereiche und vor allem eins – eine gute Zusammenarbeit!