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Schwanden GL - Notbrücke nach dem Hangrutsch – Ein wichtiger Meilenstein

Notbrücke über den Sernf in Schwanden.
Notbrücke über den Sernf in Schwanden. (Bildquelle: GFO Glarus Süd)

Am 29. August 2023 hat die Erdrutschung im Gebiet Wagenrunse rund 40 Gebäude in Schwanden zerstört oder beschädigt. Knapp 100 Personen mussten daraufhin evakuiert werden. Aktuell erstellt die Schweizer Armee eine Notbrücke über den Sernf, die von der Kantonsstrasse Richtung Sernftal das Gebiet hintere Herren mit dem restlichen Gemeindegebiet verbindet. Die Gemeindevertreter und die Vertreter der Schweizer Armee betonten während der heutigen Medienkonferenz die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Glarus Süd, Kanton Glarus und der Schweizer Armee. Für die Bewältigung der Folgen des Erdrutsches stellt der Bau der Notbrücke einen Meilenstein dar.

An der Medienkonferenz vom 5. Oktober 2023 in Schwanden nahm Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der Territorialdivision 4, zum Einsatz der Schweizer Armee bei der Bewältigung der Folgen des Erdrutsches vom 29. August 2023 Stellung. Oberst Sébastien Neuhaus, Kommandant des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons (Kata Hi Ber Bat), machte nähere Ausführungen zur Notbrücke vom Typ der Mabey-Johnson und den besonderen Herausforderungen beim Brückenbau. Hans Rudolf Forrer, Gemeindepräsident Glarus Süd, und Hanspeter Speich, Stabschef der Gemeindführungsorganisation GFO Glarus Süd zogen eine Zwischenbilanz etwas mehr als einen Monat nach der Erdrutschung.

Intensive Kontakte zwischen Armee, Kanton Glarus und Glarus Süd

Divisionär Willy Brülisauer führte aus, dass die Schweizer Armee schon frühzeitig mit dem Kanton Glarus und der Gemeinde Glarus Süd geprüft habe, was die Schweizer Armee zur Bewältigung des Ereignisses beitragen könne. Nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Varianten, habe sich der Bau der Notbrücke über den Sernf als wichtigste Unterstützungsleistung ergeben. Divisionär Willy Brülisauer zeigte sich von der Leistung der rund 15 Angehörigen der Armee (AdA) beeindruckt, die unter anspruchsvollen Rahmenbedingungen den Bau der Notbrücke sehr schnell vorantreiben.

Bewährte Notbrücke

Bei der Notbrücke handelt es sich um eine Brücke vom Typ Mabey-Johnson. Gleichartige Brücken wurden bereits verschiedentlich eingesetzt, so etwa bei der Unwetterhilfe in Schangnau 2014 und im Nachgang zum Erdrutsch in Bondo (2017). Das Kata Hi Ber Bat ist die einzige Einheit der Schweizer Armee, die diesen Typ einer Notbrücke bauen kann. Die Notbrücke ist 36.6 Meter lang, 6 Meter breit und trägt bis zu 40 Tonnen. Oberst Sébastien Neuhaus erläuterte, dass die geringen Platzverhältnisse eine besondere Herausforderung beim Einbau der Brücke darstellten. Dies erforderte unter anderem, dass kein Kran zum Einsatz kommen konnte. Stattdessen wurden Bagger eingesetzt. Auch konnte die Brücke nicht eingeschoben, sondern musste vom Gegenufer her gezogen werden.

Ein wichtiger Meilenstein

Stabschef Hanspeter Speich betonte, dass die Notbrücke einen Meilenstein bei der Bewältigung der Folgen des Erdrutsches darstelle. Die Notbrücke verbindet das Gebiet hintere Herren wieder mit dem Rest der Gemeinde Schwanden. Das erleichtert vor allem die Arbeit der dort ansässigen Unternehmen, Personen und der Gemeinde Glarus Süd. Bis dato war dieses Gebiet nur noch über eine schmale Fussgängerbrücke zugänglich. Auch erlaubt die Notbrücke, schweres Gerät für Räumungsarbeiten in das Gebiet der Rutschung Wagenrunse zu führen, sobald an solche Arbeiten gedacht werden kann. Entsprechende Abklärungen laufen derzeit.

Hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten

Sowohl Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer wie auch GFO-Stabschef Hanspeter Speich betonten die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Privatunternehmen, dem Kanton, der Schweizer Armee und der Gemeinde Glarus Süd bei der Bewältigung des Schadenereignisses. Der Gemeindepräsident bedankte sich auch ausdrücklich bei den Landbesitzern für ihre grosse Kooperationsbereitschaft und für das Verständnis bei den mehrmonatigen Einschränkungen. Die Rutschung vom 29. August 2023 war die vierte nach drei kleineren Rutschungen am Karfreitag (7. April 2023), am 5. Mai und 21. August 2023. Bereits bei früheren Rutschungen wurde ein Teil der Bevölkerung evakuiert.

Die Notfall- und Evakuationsplanungen, die erstellt wurden, haben wesentlich dazu beigetragen, dass nach der Rutschung vom 29. August 2023 keine Menschen verletzt oder gar getötet wurden. Seit dem 29. August 2023 hat die GFO rund 50 Rapporte durchgeführt und zahlreiche Massnahmen zur Bewältigung der Erdrutschung umgesetzt. Eine grosse Herausforderung stellt dar, dass beim Erdrutsch zwar rund 30’000 m3 Material den Berg hinunterkam, jedoch noch rund 60'000 m3 Material erwartet werden. Ob, wann und in welcher Form dieses Material kommen wird, kann nur schwer beurteilt werden. Derzeit wird geplant, die GFO durch ein längerfristig tätiges Projektteam abzulösen. Sobald sich die Situation verschärft, kommt jedoch wieder die GFO zum Einsatz.

Hilfe für die Direktbetroffenen im Fokus

Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer unterstrich, dass die Gedanken der Gemeindebehörden und der GFO bei der evakuierten Bevölkerung sei. Das Ziel der Behörden von Glarus Süd und der GFO sei es immer gewesen, den Betroffenen möglichst gut zu helfen. So sei es in der Anfangsphase der Ereignisbewältigung gelungen, dass niemand draussen oder in einer Zivilschutzanlage habe übernachten müssen. Hans Rudolf Forrer dankte in diesem Zusammenhang den verschiedenen Hoteliers, die spontan Zimmer zu Verfügung gestellt haben.

Fast unerträgliche Belastungen

Doch vor allem für diejenigen Personen in der Zone Rot, das heisst im Zentrum des Schadenereignisses, sei die psychische Belastung enorm. Die Ungewissheit, ob man je wieder in die Häuser zurückkönne, sei für manche fast unerträglich. Für die evakuierte Bevölkerung aus den an die Zone Rot angrenzenden Zonen Grün konnten seit anfangs September Zeitfenster für Teilzutritte geschaffen werden, die laufend erweitert werden konnten. Zunächst konnten Haustiere geborgen und einige persönliche Effekten mitgenommen werden. Inzwischen wurde es möglich, sogar Möbel aus den Zonen Grün zu holen. Auch das Arbeiten in der sogenannten Zone Blau, das heisst im ehemaligen Elektrolux-Gebäude, konnte unter strengen Auflagen wieder gestattet werden.

Grosse Solidarität

Hans Rudolf Forrer lobte die Solidarität der Bevölkerung und vieler Unternehmen im Kanton Glarus und weit darüber hinaus. Auf dem für Direkthilfe für die Opfer des Erdrutsches eingerichteten Spendenkonto sind bereits über CHF 300 000 eingegangen. Das Geld wird durch eine eigens gebildete Spendenkommission unter dem Präsidium von alt Ständeratspräsident Fritz Schiesser verwaltet und gesprochen. Über 70 Freiwillige haben sich für unentgeltliche Unterstützungsleistungen gemeldet. Ein Hotel hat den Evakuierten Gratisübernachtungen zu bestimmten Zeiten angeboten. Verschiedene Unternehmen haben der betroffenen Bevölkerung mit grosszügigen Geschenken geholfen.

Quelle der Meldung: gemeinde Glarus-Süd