Schwyz

Kanton Schwyz - Mehr tödliche Unfälle und mehr Cyberattacken 2020

Im Kanton Schwyz gab es 2020 weniger Verkehrsunfälle.
Im Kanton Schwyz gab es 2020 weniger Verkehrsunfälle. (Bildquelle: Kantonspolizei Schwyz)

Das Jahr 2020 hat mit der Corona-Pandemie die gesamte Gesellschaft und mit ihr auch die Kantonspolizei Schwyz stark gefordert. Insbesondere die vielen Einsätze und Kontrollen stellten eine besondere Herausforderung dar. Mit 782 wurden 50 Verkehrsunfälle weniger als im Vorjahr registriert. Zehn Personen verloren auf Schwyzer Strassen ihr Leben, 2019 waren es sechs. Missachten des Vortritts, Unaufmerksamkeit/Ablenkung und Nichtanpassen der Geschwindigkeit waren die Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Im vergangenen Jahr ist die Anzahl Straftaten im Kanton Schwyz um 0.6 Prozent gestiegen. Die Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz nahmen zu, ebenso Delikte im Bereich Cyberkriminalität, vor allem Geldwäscherei in Verbindung mit Cyber-Betrugsdelikten. Jugendliche begingen im Jahr 2020 mehr Straftaten, was eine Erhöhung der Jugendquote zur Folge hat.

Die Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie haben das Jahr 2020 geprägt. Intern bedeutete dies für die Kantonspolizei grosse Umstellungen, insbesondere aufgrund der Absage von Aus- und Weiterbildungen und der aufwändigeren Dienstplanung, um die Durchmischung der Mitarbeitenden auf den Patrouillen zu minimieren. Dank dieser Massnahmen konnte die Anzahl Erkrankungen im Korps tief gehalten und damit die Einsatzbereitschaft jederzeit aufrechterhalten werden.

Parallel zu diesen Einschränkungen im Dienstbetrieb galt es eine grosse Anzahl von Kontrolltätigkeiten sicherzustellen. Von Mitte März 2020 bis Ende Dezember 20290 wurden 1 750 Kontrollen von Veranstaltungen, Lokalen und Geschäften durchgeführt, das sind rund sechs pro Tag. Insbesondere an Wochenenden und bei schönem Wetter war die Kantonspolizei gefordert. Gleichzeitig musste auch das Alltagsgeschäft bewältigt werden. Die Zahl der Notrufe hat mit insgesamt 25 850 im Vergleich zum Vorjahr um 2 400 zugenommen. Im Journal finden sich rund 750 Einträge mit Bezug zur Corona-Pandemie.

Die Pandemie bleibt für Bevölkerung und Polizei eine besondere Herausforderung, da das Verständnis für die Restriktionen und die damit einhergehende Kontrolltätigkeit der Polizei abnimmt.

Verkehrsunfallstatistik 2020: Rückgang der Unfallzahlen - Anstieg der Todesopfer und der Verletzten

Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Kanton Schwyz 782 (832 im Vorjahr) polizeilich erfasste Verkehrsunfälle. Dabei liessen zehn Menschen ihr Leben, vier mehr als im Vorjahr. 69 (48) Personen erlitten erhebliche Verletzungen, fünf (sechs) lebensbedrohliche. Eine markante Zunahme um 95 auf 338 Personen war bei den leicht Verletzten feststellbar. Die Anzahl Unfälle mit Personenschaden stieg um 68, während diejenigen mit Sachschaden um 118 auf 458 markant abgenommen haben.

Mit einem leichten Anstieg von 135 auf 141 ist das Missachten des Vortritts die häufigste Unfallursache. Die Unfälle aufgrund von Unaufmerksamkeit oder Ablenkung sind um 30 auf 112 zurückgegangen. Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Strassenverhältnisse war im 2020 bei jedem siebten Verkehrsunfall die Hauptursache. Im Vergleich zum Vorjahr wurden hier drei Unfälle weniger registriert.

Mit einer Zunahme um 15 auf 44 Fussgängerunfälle stieg die Zahl markant an. Unfälle, an denen EBikes beteiligt waren, bewegen sich weiterhin auf einem tiefen Niveau, die Kantonspolizei Schwyz registrierte deren 25 (17). Die Zahl der auf Fahrrädern Verunfallten ist um einen auf 58 zurückgegangen.

Bei Unfällen mit Fahrrädern mit Tretunterstützung wurden neun Personen erheblich verletzt, was eine Zunahme um fünf Verunfallte bedeutet. 14 (13) Mal waren die E-Bike-Fahrer Hauptunfallverursacher.

Nachdem im Vorjahr ein Anstieg bei den auf dem Schulweg verunfallten Kinder zu verzeichnen war, ist die Zahl im 2020 erfreulicherweise von 18 auf 11 gesunken. Die Kantonspolizei Schwyz setzt weiterhin viel daran, die Zahlen zu senken. Dies mit Präventionskampagnen für die Verkehrsteilnehmenden und gezieltem Verkehrsunterricht in den Schulen. 11 539 (19 056) Schülerinnen und Schüler besuchten Lektionen in der Verkehrs- und der Kriminalprävention. An 21 Schulorten standen zudem insgesamt 541 Schülerpatrouilleure im Einsatz. Coronabedingt mussten die praktischen Radfahrertests 2020 ausgesetzt werden. Auch die Elternabende konnten nicht alle durchgeführt werden, weshalb lediglich 574 (1 701) Erziehungsberechtigte in den Genuss der Informationen der Kantonspolizei kamen. Die Informationskampagnen zu diversen Themen der Verkehrssicherheit wurden fortgeführt.

Bei allen Geschwindigkeitsmessungen – stationär, semistationär und fixe Anlagen – resultierten im Kanton Schwyz total 71 740 (79 960) Ordnungsbussen sowie 1 020 (1 471) Anzeigen an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften. Die Übertretungsquote bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen ist leicht gesunken und liegt neu bei 0.39 %. Wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen mussten Ordnungsbussen in der Höhe von Fr. 5 601 230 (6 388 470) ausgestellt werden. Im Rahmen der täglichen Tätigkeiten des Verkehrskontrolldienstes und der Polizeipatrouillen stellte die Kantonspolizei weitere Ordnungsbussen im Betrag von insgesamt Fr. 701 052 (890 220) aus.

Polizeiliche Kriminalstatistik 2020: Gute Sicherheitslage - jedoch deutlich mehr Cyberdelikte

Im Jahr 2020 wurden im Kanton Schwyz insgesamt 5 635 Delikte gemäss Strafgesetzbuch, Betäubungsmittelgesetz, Ausländergesetzgebung und Bundesnebengesetzgebung erfasst, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von 33 Straftaten (+ 0.6%) entspricht. Im schweizweiten Vergleich gehört Schwyz bei den Verstössen gegen das Strafgesetzbuch zu den drei sichersten Kantonen.

Bei den Delikten gegen Leib und Leben mussten 237 Delikte (2019: 258) verzeichnet werden, was einer Abnahme um 8.0% entspricht. Die Aufklärungsquote liegt bei 93.2% (2019: 92.2%). Im Jahr 2020 verzeichnete die Kantonspolizei Schwyz ein vollendetes und vier versuchte Tötungsdelikte (2019: ein vollendetes und kein versuchtes Tötungsdelikt). Bei den vorsätzlichen Körperverletzungen sank die Deliktszahl von 97 auf 65 Straftaten. Die vorsätzlichen schweren Körperverletzungen sanken von neun auf sechs Delikte. Es waren fünf Raubüberfälle (2019: 12) zu verzeichnen. Im Bereich Häusliche Gewalt wurden 155 Straftaten registriert. Das sind 21 Delikte weniger als im Vorjahr. In den meisten Fällen kam es zu Tätlichkeiten, Drohungen, Beschimpfungen oder einfachen Körperverletzungen.

Die Delikte gegen das Vermögen gingen leicht zurück. So wurden 2 309 Straftaten verzeichnet, 6.0% weniger. Betrugsdelikte stiegen um + 2.2% auf 324 Straftaten an. Zurückgegangen sind Erpressungen von 21 auf 9 Straftaten. Die Gesamtaufklärungsquote bei den Vermögensdelikten erhöhte sich auf 31.4% (2019: 29.1%). Die Zahl der Ein- und Aufbrüche ist um 44 auf 187 Delikte zurückgegangen. Dies bedeutet eine Abnahme um - 19.0%. Die Aufklärungsquote sank auf 12.3% (2019: 16.0%). Mit 680 Sachbeschädigungen wurde eine Zunahme um 25 Taten (+ 3.8%) verzeichnet, 25.7% (2019: 19.1%) konnten aufgeklärt werden.

Die Anzahl der Übergriffe im Bereich der sexuellen Integrität ist um 24 auf 88 Delikte (- 21.4%) gesunken. Die Gesamtaufklärungsquote liegt bei 97.7% (2019: 89.3%). Deutlich gesunken ist der Exhibitionismus auf 6 Straftaten (2019: 15). Die Aufklärungsquote liegt bei 100.0% (2019: 73.3%). Sexuelle Handlungen mit Kindern sanken um 36.8% auf 12 Straftaten (2019: 19) und Vergewaltigung sank auf 6 Straftaten (2019:8).

Hingegen ist eine Zunahme der Anzahl von Anzeigen wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz um 105 auf 1 108 Delikte (+ 10.5%) zu verzeichnen. Stark zugenommen hat die Anzahl Straftaten bei Schmuggel um 26 auf 41 Fälle (+ 173.3%). Eine Zunahme ist auch beim Besitz um 73 auf 432 Delikte (+ 20.3%) zu verzeichnen. Die Anzahl Straftaten beim Handel in schweren Fällen sank um 5 auf 3 Delikte (2019: 8). Die leichten Fälle sanken um 10 auf 34 Fälle. 2020 konnten wiederum Betäubungsmittel sichergestellt werden, insbesondere Marihuana 16 017 g (2019: 36 353 g), Kokain 4634 g (2019: 159 g), Heroin 12 g (2019: 656 g), Ecstasy 82 Stück (2019: 202 Stück), Halluzinogene 41 g (2019: 2707 g), GHB/GBL 2 356 ml (2019: 802 ml) sowie Hanfpflanzen 1 510 Stück (2019: 2 468 Stück). Im Berichtsjahr verstarben zwei Personen nach dem Konsum von Betäubungsmitteln.

Wegen Aufgriffen von illegal Einreisenden aus Zügen beim Bahnhof Goldau, den so genannten Perronfällen, rückte die Kantonspolizei in 185 Fällen (2019: 255) aus. Dabei wurden insgesamt 243 Personen (2019: 308) angehalten. Der Arbeitsaufwand sank um 1 118 Std. auf 903 Std.

Die Zahl der Brandstiftungen ist konstant bei acht Fällen geblieben. Die Aufklärungsquote liegt bei 25.0% (2019: 37.5%). Abgenommen haben die Straftaten im Bereich Gewalt und Drohung gegen Beamte, nämlich um 15 auf 25 Anzeigen, was eine Abnahme um 37.5% bedeutet.

Die Gesamtaufklärungsquote der Kantonspolizei Schwyz ist mit 61.7% gestiegen (2019: 59.8%). Der schweizerische Durchschnitt liegt bei 52.5 %. Die Aufklärungsquote der Straftaten gegen das Strafgesetzbuch liegt bei 44.8% (2019: 43.3%) und damit leicht über dem Vorjahr. Die Gesamtzahl der Beschuldigten erhöhte sich um 107 auf 3 320 (+ 19.8%). Bei den Straftaten waren 55.8% der Beschuldigten Schweizer Staatsangehörige (2019: 56.7%). Einer Ausländerrate von 44.2% steht eine solche von 43.3% im Vorjahr gegenüber. 32.1% der Beschuldigten sind der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung zuzuordnen (2019: 28.4%). 3.7% der Beschuldigten waren Asylsuchende (2019: 4.6%) und 15.0% (2019: 18.0%) werden der übrigen ausländischen Bevölkerung zugeordnet. Im 2020 wurden 108 Kriminaltouristen weniger, nämlich 175, in Haft genommen. Die absolute Anzahl jugendlicher Täter von 491 (2019: 410) ist um 19.8% gestiegen. Die Jugendrate stieg auf 14.8% (2019: 12.7%).

Die Anzahl Cybercrime-Straftaten ist um 100 auf 520 Delikte gestiegen (2019: 420). Davon entfielen 232 Delikte auf den Cyberbetrug. Die Deliktssumme betrug total CHF 5 135 778.

Würdigung aus Sicht des Kommandanten und des Sicherheitsdirektors

Polizeikommandant Oberstlt Damian Meier blickt auf ein intensives Jahr zurück, welches auch für die Kantonspolizei Schwyz ganz im Zeichen vor Corona stand. Schon früh wurden intern Massnahmen ergriffen, um die Einsatzbereitschaft jederzeit aufrecht erhalten zu können. "Dies hat sich gelohnt", konstatiert Meier, "haben sich doch nur wenige Mitarbeitende angesteckt." Die Umsetzung der Corona-Massnahmen hat die Kantonspolizei enorm gefordert. "Wir waren nebst der ordentlichen Tätigkeit mit zahlreichen Spezialpatrouillen im Einsatz, wobei wir unsere Rolle in erster Linie im Sensibilisieren sahen. Wir mussten glücklicherweise nur selten durchgreifen." Die Kantonspolizei bekam die Sorgen der Bevölkerung deutlich zu spüren, was sich nicht nur an der erhöhten Anzahl an Notrufe zeigte: "Leider hatten wir vermehrt mit Menschen zu tun, welche sich oder anderen ein Leid anzutun drohten. Das Bedrohungsmanagement der Kantonspolizei Schwyz ist ein Erfolg, muss jedoch aufgrund der Fallzahlen und der Komplexität der Fälle zwingend ausgebaut werden. Hier gilt die Devise: Jede Gewalttat, die verhindert werden kann, muss verhindert werden!"

Der Rückgang der Verkehrsunfälle freut den Kommandanten, auch wenn der Anstieg an Todesopfer und die deutlich höhere Anzahl an Fussgängerunfällen betrüblich sind. "Jeder Unfall führt zu menschlichem Leid. Wir setzen alles daran, dieses zu verhindern."

Der Kommandant zeigt sich erfreut, dass die Deliktzahl im Kanton Schwyz weiterhin auf einem tiefen Niveau ist und Schwyz nach wie vor zu den sichersten Kantonen zählt. "Insbesondere freut mich die Aufklärungsquote, welche auf hohem Niveau sogar noch weiter gesteigert werden konnte. Das zeigt, dass unsere Polizistinnen und Polizisten einen ausgezeichneten Job machen." Sorgen bereitet dem Polizeikommandanten der Anstieg im Bereich Betäubungsmittel und in der Jugendkriminalität. Erfreulich ist, dass Verzeigungen wegen Gewalt und Drohungen gegen Beamte wiederum etwas zurückgegangen sind, wobei hier weiterhin eine Null-Toleranz-Haltung gilt. Der erneut starke Anstieg der Cyber-Fälle bringt die Kantonspolizei an ihre Grenzen: "Die Delinquenz verlagert sich in rasantem Tempo ins Netz. Wir müssen hier über einen erneuten Ressourcenausbau sprechen, wenn wir weiterhin Schritt halten wollen."

Für den Vorsteher des Sicherheitsdepartements, Regierungsrat Herbert Huwiler, überwiegen die positiven Erkenntnisse im vergangenen Jahr. Dank der hervorragenden Arbeit und dem grossen Einsatz der Kantonspolizei auch im intensiven Corona-Jahr 2020 zählt der Kanton Schwyz weiterhin zu den sichersten Kantonen der Schweiz. Die hohe Professionalität verbunden mit dem notwendigen Augenmass werden von der Bevölkerung geschätzt.

Die auch im Kanton Schwyz feststellbare Tendenz der Verlagerung von Straftaten in den Cyberraum wird die Kantonspolizei künftig noch vermehrt fordern. Auch im Bereich der Jugendkriminalität und der Betäubungsmitteldelikte werden zusätzliche Mittel einzusetzen sein. Ein weiterer Schwerpunkt wird weiterhin das Bedrohungsmanagement darstellen.

Die Kantonspolizei Schwyz wird sich somit proaktiv an das sich wandelnde Umfeld anpassen und ihre zahlreichen Aufgaben weiterhin zuverlässig erfüllen.